User Generated Content wird ein immer wichtigeres Thema für Medienunternehmen und es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nichts Neues in diesem Zusammenhang finde. Eben habe ich den Newsletter des ICT&S in Salzburg gelesen und bin auf ein großes EU-Projekt aus dem IST-Programm gestoßen, bei dem das ICT&S Partner ist.
Das Projekt, das sich gerade in der Startphase befindet, hat ein Gesamtbudget von 15.6 Mio Euro und erhält eine EU-Finanzierung in Höhe von 9.2 Mio. Das Konsortium besteht aus Universitäten, Forschungsinstituten, SMEs, Telekomunternehmen und Hardwareherstellern.
CITIZEN MEDIA is a collaborative research project which unites leading creative and technology experts from across Europe on research, development and validation of A/V systems to enable multiple non-professional users to co-create networked applications and experiences based on their own user-generated content. In this project new ways are investigated on how to exploit the huge amount of user-generated content in innovative ways to support people in their daily lives and how technology will enable social change to strongly involve users for co-creating networked applications. This work will introduce new concepts that may modify the role of stakeholders in the classical value chain for content delivery.
Der Bestandsaufnahme, die in den Projektbeschreibungen gemacht wird, kann ich sehr weitgehend zustimmen.
Hier beispielsweise einge Zitate aus der Beschreibung des geplanten Workshops in San Jose, USA im April 2007:
…The non-professional users or citizens evolve from being passive consumers of mainstream media content to taking an active role in the media chain….
…end-users will be both the largest content producers and consumers of the future…
…The new media landscape is changing dramatically in relation to the ‘long tail model…
…human-centered design…
…participatory design and other user-oriented approaches consider how end users can be involved into the development process.
…to make systems “easy to develop” and empowering non-professional users to develop and adapt systems themselves….
…Empower the user…
Kaum zu finden (oder habe ich nicht lange genug gesucht?) sind gesellschaftliche und politische Aspekte von Citizen Media, außer sie dienen dem „Business modeling“. Somit hat das Projekt folgendes Ziel: „Exploit user-generated content in innovative ways“. Angesichts des Konsortiums ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Schade, dass keine NGO, die innerhalb des Projekts für eine reflektierte und kritische Mediennutzung gestanden wäre, beteiligt wurde. Aber der Interessenskonflikt wäre wohl nicht einfach zu lösen gewesen. Umso mehr müssen sich nun die freien, nichtkommerziellen, Partizipation ermöglichenden Medien anstrengen, nicht durch die nachvollziehbaren Marktinteressen kommerzieller Medienunternehmen in eine Randposition gedrängt zu werden, aus der gerade jetzt – mit allen aktuellen Umbrüchen – die Chance bestünde, sich zu befreien.
chb
nun das ist genau die entwicklung, die ich bei den diskussionen rund ums podcasting aber auch bei andern social sotware tools (siehe flickr, delicious, …) ebenfalls erlebe: die kommerzialisierung der communitytools. hier mitzuhalten, wo viele menschstunden finanziert werden, um entsprechende businesspläne zu entwicklen und auch jene kritischen massen zu involvieren, wo das ganze dann auch rentabel wird – das wird wohl nicht gehen.
obs nun der rockn’ roll der punk, der jazz oder auch social software ist – die entwicklungen verlaufen ähnlich.
nun im internet könnte sowas wie open source vielleicht noch mithalten (siehe wikipedia) – aber bei eu projekten hab ich das gefühl, dass hier die einstiegssummen an eigenkapital für breiten-relevante projekte einfach zu hoch sind. damit bleiben das wahre kapital eben unter sich. oder?
lg
chb