Nachdem ich heute einem Vortrag von Sandra Schön lauschen durfte, habe ich mir ein paar Gedanken zu OER gemacht. KI produziert in der Regel Inhalte, die keinen Urheberrechtsschutz genießen. Wenn KI immer besser wird, was zu erwarten ist, könnte sich das Thema OER erübrigen. KI würde dann immer angepasst an die jeweiligen Lernenden die entsprechenden Inhalte quasi in Echzeit erstellen und diese wären unbegrenzt verfügbar, personalisiert, dialogfähig, multimedial… Das träfe dann alle Contentersteller wie z.B. auch Verlage, Content-Producer…
Hier sind weitere konkrete Überlegungen zu OER (Open Educational Resources) und der Rolle von KI in einer möglichen zukünftigen Bildungslandschaft.
1. Verschwinden oder Transformation von OER?
• Zukunft ohne OER?: Wenn KI in der Lage ist, auf Anfrage maßgeschneiderte Lerninhalte zu erstellen, könnte das Konzept der OER tatsächlich überflüssig werden. KI-basierte Inhalte wären per Definition frei verfügbar und anpassbar, da sie keinen klassischen Urheberrechtsschutz genießen. Das würde das OER-Prinzip in eine neue Dimension heben, in der Offenheit nicht mehr durch menschliche Anstrengungen bei der Erstellung von Materialien erreicht wird, sondern durch eine automatisch generierte Verfügbarkeit.
• Transformation von OER: Alternativ könnte sich das OER-Prinzip weiterentwickeln, indem OER-Initiativen die KI-Technologie integrieren, um Inhalte dynamisch anzupassen und weiterzugeben. So könnten bestehende OER-Ressourcen als Ausgangsbasis dienen, die KI dann an individuelle Lernbedürfnisse anpasst.
2. Qualitätssicherung in einer KI-gesteuerten Welt
• Rolle der Expert:innen: Während KI Inhalte erstellen kann, bleibt die Frage nach der Qualität und Genauigkeit bestehen. Hier könnten Fachleute eine wichtige Rolle spielen, indem sie KI-generierte Inhalte kuratieren, prüfen und validieren, bevor diese in Bildungskontexten genutzt werden.
• Automatische Qualitätskontrolle: Künftige KI-Systeme könnten Mechanismen zur automatischen Überprüfung der Richtigkeit von Fakten enthalten, indem sie Inhalte gegen eine Vielzahl von geprüften Datenbanken abgleichen.
3. Neue Geschäftsmodelle für OER und Verlage
• Verlage als Dienstleister: Anstatt nur Inhalte zu verkaufen, könnten Verlage und Content-Produzenten sich darauf spezialisieren, KI-gesteuerte Bildungsplattformen bereitzustellen, die personalisierte Inhalte produzieren. Sie könnten sich auf Premium-Dienste konzentrieren, z.B. die Erstellung besonders hochwertiger, aufwendig gestalteter oder pädagogisch optimierter Inhalte.
• Community-getriebene OER-KI: Es könnte Plattformen geben, auf denen die Community KI-Modelle trainiert und verbessert, um spezifische OER-Inhalte zu erzeugen. Hier würden Nutzende und Entwickler:innen zusammenarbeiten, um die Qualität und Vielfalt der Ressourcen zu steigern.
4. Individualisierte Bildung durch KI
• Maßgeschneiderte Lerninhalte: KI könnte den Bildungsbereich revolutionieren, indem sie Inhalte generiert, die genau auf das Lernniveau, die Interessen und den Lernstil der jeweiligen Person zugeschnitten sind. Diese Inhalte wären dialogfähig und könnten in Echtzeit Feedback geben, wodurch sich der Lernprozess interaktiver und effektiver gestalten ließe.
• Automatisierte Lernpfade: KI könnte Lernpfade erstellen, die sich dynamisch an den Fortschritt und die Bedürfnisse der Lernenden anpassen. Anstatt vordefinierte OER-Kurse zu absolvieren, würden die Lernenden von einer KI begleitet, die kontinuierlich entscheidet, welches Material als Nächstes am sinnvollsten ist.
5. Barrierefreiheit und Chancengleichheit
• Unbegrenzte Verfügbarkeit: KI-generierte Lerninhalte könnten überall auf der Welt zugänglich gemacht werden, was die Bildungschancen insbesondere in Regionen verbessert, die bisher nur begrenzten Zugang zu hochwertigen Lehrmaterialien hatten.
• Inklusion: KI kann Inhalte automatisch in verschiedene Sprachen übersetzen oder an unterschiedliche Bedürfnisse (z.B. für Seh- oder Hörgeschädigte) anpassen. Dies könnte die Barrierefreiheit im Bildungsbereich drastisch verbessern.
6. Herausforderungen und Bedenken
• Verlust der menschlichen Perspektive: Auch wenn KI Inhalte personalisieren kann, bleibt die Frage, ob sie die kreative, kulturelle und emotionale Tiefe menschlich erstellter OER-Ressourcen erreichen kann. Die Vielfalt und Menschlichkeit, die OER oft auszeichnen, könnten durch KI-generierte Inhalte eingeschränkt werden.
• Abhängigkeit von Technologie: Eine Bildung, die auf KI basiert, könnte zu einer noch stärkeren Abhängigkeit von Technologie führen. Es wäre wichtig, sicherzustellen, dass Lernende weiterhin die Fähigkeit entwickeln, unabhängig und kritisch zu denken, anstatt sich auf automatisierte Inhalte zu verlassen.
7. Potenzial für Forschung und Entwicklung
• KI als OER-Werkzeug: Forschungseinrichtungen könnten sich darauf konzentrieren, KI-Tools zu entwickeln, die von Lehrenden und Lernenden leicht genutzt werden können, um eigene OER zu erstellen oder vorhandene Materialien anzupassen.
• Datengestützte Verbesserung: KI könnte auch Daten über den Lernprozess sammeln und analysieren, um OER-Ressourcen ständig zu optimieren. Das könnte eine neue Ära von datengetriebener und evidenzbasierter Bildung einläuten.
8. Ethische und rechtliche Überlegungen
• Datenschutz: Wenn KI für die Personalisierung von Lerninhalten persönliche Daten verwendet, müssten strenge Datenschutzrichtlinien gelten, um die Privatsphäre der Lernenden zu schützen.
• Transparenz und Nachvollziehbarkeit: Es müsste klar sein, wie KI-Inhalte erstellt werden, welche Quellen verwendet werden und wie die KI Entscheidungen trifft. Transparenz wäre entscheidend, um Vertrauen in die Technologie zu schaffen.
In einer solchen Zukunft könnte sich die Rolle von OER grundlegend wandeln: von frei zugänglichen, aber statischen Materialien hin zu dynamisch generierten, anpassbaren Bildungsressourcen, die sich durch KI-Technologie ständig weiterentwickeln.
P.S.: Google NotebookLM hat diese Audio-Diskussion dazu mit KI erstellt: