Am 6. und 7. Dezember finden die die 9. Goldegger Herbstgespräche zum Thema “Masse und Klasse” – Publikumseinbindung als Erfolgsfaktor im Kulturbetrieb statt. Das Thema finde ich gut. Auch die Auswahl der ReferentInnen.
Im Ausschreibungstext heisst es dazu
Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Massive demographische, technologische und andere gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen drängen uns in eine „Multioptionsgesellschaft“ – aus immer unübersehbarer werdenden Angeboten muss ausgewählt werden. Auch im Bereich der Kultur wird um die Aufmerksamkeit des Publikums von allen Seiten und mit immer raffinierteren Methoden geworben.
Um auf diesem „Markt“ der Aufmerksamkeit bestehen zu können, ist es notwendig, sich mit den veränderten Bedingungen zu befassen. Bei diesem Bemühen befindet sich Kulturarbeit im Spannungsfeld zwischen hohem Qualitätsanspruch und dem Wunsch, ein möglichst breites Publikum zu erreichen.
Unter anderen wird auch folgende Frage gestellt: “Welche Rolle können die Medien bei einer stärker „nachfrageorientierten Kulturarbeit“ spielen?” Ich bin gespannt, ob der Wandel der Medienlandschaft in Richtung Partizipation bei der Veranstaltung Beachtung finden wird.
Einige Beispiele zur Anregung in Hinblick auf Partizipation, Web 2.0 und Kulturarbeit:
Gute Einführung aus dem Weblog “Museum 2.0”
What do I mean by 2.0? “Web 2.0” is not just a buzzword; it’s a definition of web-based applications with an “architecture of participation,” that is, one in which users generate, share, and curate the content. The web started with sites (1.0) that are authoritative content distributors–like traditional museums. The user experience with web 1.0 is passive; you are a viewer, a consumer. Web 2.0 removes the authority from the content provider and places it in the hands of the user. Now, you are a participant. You determine what’s on the site, and you judge which content is most valuable.
I believe that museums have the potential to undergo a similar (r)evolution as that on the web, to transform from static content authorities to dynamic platforms for content generation and sharing. I believe that visitors can become users, and museums central to social interactions. Web 2.0 opens up opportunity, but it also demonstrates where museums are lacking.
Zitat aus einem Artikel von Lena Maculan zu Einsatz von Web 2.0 in der Museumskommunikation, veröffentlicht in “Kultur und Management im Dialog” (PDF), November 2006
Die Videoclips von Museumsbesuchern in YouTube und die Fotos auf Flickr machen deutlich: Von Seiten der Besucher gibt es ein starkes Interesse, Eindrücke von Ausstellungen in Form von Fotos und Videos zu dokumentieren und sie mit der Online-Community zu teilen. Andererseits könnten auch Museen selbst solche Kommunikationskanäle nutzen, um eigene Inhalte im Netz zu verbreiten. In jedem Falle stellt sich die Frage, wie Museen das Potenzial von multimedialen Plattformen im Web besser nutzen können, um ihre Präsenz im Web und somit ihren Bekanntheitsgrad insgesamt zu steigern.
FLICK_KA – Alle können alle fotografieren – das demokratische Versprechen der Fotografie
Projekt des Zentrums für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe
Christian Henner-Fehr ist in seinem Kulturmanagement-Weblog eher zurückhaltend obwohl er eine sehr interessante australische Fallstudie zitiert.
Instead of solidifying one-way relationships (producer/customer), an alternative question may be, how can we create deeper bonds around the creation and experience of art, in which each intersecting member is a participant?
Ein aktuelles Beispiel des Schauspielhauses Graz:
Das Projekt BLOGGT DAS THEATER will Texte für das Theater entstehen lassen, die Tendenzen aus authentischem Material, aus privaten, manchmal multimedialen Internettagebüchern – Web Blogs – destillieren und adäquate innovative Bühnenformen suchen. Unter Federführung des Schauspielhaus Graz erforschen Partnertheater aus Ungarn, Polen, Rumänien und Italien Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Ansprüche, Wege und Fragen im neuen europäischen Raum – kommuniziert durch das Medium Internet.
Dieses Projekt wird übrigens von der EU aus dem Programm Kultur 2007-2013 finanziert. Die EU legt großen Wert auf Projekte mit partizipativen Aspekten. Letzendlich soll “Active European Citizenship” gefördert werden.
Zum Abschluss noch ein paar Stichworte, die Bestandteil einer Diskussion über Web 2.0, Kultur und Partizipation sein könnten:
– Digital Storytelling: Narrativität als wesentliche Form der Alltagskommunikation
– Mobile Geräte
– Eigenbeteiligung, Emotionalisierung und Narrativität
– Abschied von der Deutungs- und Interpretationshoheit